„Man muss Gott mehr gehorchen als den Menschen“ – Stiftungsveranstaltung zum Buß- und Bettag mit Paul Dieterich, Prälat im Ruhestand

Bis zuletzt stand es auf Messers Schneide, ob wir die geplante Veranstaltung am Buß- und Bettag tatsächlich durchführen würden. Angesichts der hohen Inzidenz im Rems-Murr-Kreis machten wir uns die Entscheidung nicht leicht. Aber schließlich haben wir uns doch dazu entschlossen, unter Einhaltung der 3G-Regel den Abend wie geplant durchzuführen. Nur zwei Tage vor der Veranstaltung fassten wir den Entschluss, die Veranstaltung zusätzlich live zu streamen, damit auch diejenigen daran teilnehmen können, die vor einer Teilnahme in der Kirche zu große Bedenken hätten. Zu unserer großen Freude und Überraschung fanden sich am Buß- und Bettag dann doch zahlreiche Besucher in unserer Kirche ein, die es sich nicht nehmen lassen wollten, Paul Dieterich persönlich zu erleben. Aufgrund der vorgeschriebenen Mindestabstände hätten wir gar nicht viel mehr Personen in die Kirche lassen können.

 

Paul Dieterich erzählte lebhaft aus dem eindrucksvollen Lebens seiner Tante Margarete, die mit Paul Schneider, dem Prediger von Buchenwald, verheiratet war. Er war Pfarrer und Mitglied der bekennenden Kirche. Aller Einschüchterungsversuche der Nazis zum Trotz predigte er gegen den Führerkult und rief die Menschen dazu auf, sich an Gott und seinem Wort zu orientieren. Schließlich wurde er ins KZ Buchenwald eingeliefert und dort ermordet, nachdem er sich trotz der katastrophalen Umstände und Folter nicht davon abbringen ließ, bei Appellen zumindest einen Bibelvers laut herauszurufen. Seine Frau Margarete hat nie aufgehört, ihn zu unterstützen und durch regelmäßige Briefe zu ermutigen, obwohl sie wusste, dass ihr Mann mit dem Kundtun seiner Überzeugungen auch sie und ihre Kinder in Gefahr brachte.

 

Auch für eine hochkarätige musikalische Umrahmung war an diesem Abend gesorgt. Pfarrer Schneider konnte mit Elisabeth Schneider-Körner und Herbert Körner zwei Profimusiker aus seiner Verwandtschaft dazu gewinnen, für uns zu spielen. Die außergewöhnliche

Kombination von Klarinette und Orgel war ein Genuss – zumal die Orgel ja aufgrund von Corona in den letzten 1,5 Jahren nur selten zu hören war.

 

So wurde es zu einem Abend voller Eindrücke, der zum Nachdenken anregte und deutlich machte, dass wir auch in diesen schwierigen Zeiten Grund dazu haben, dankbar zu sein. Zum Beispiel dafür, dass wir in aller Öffentlichkeit unsere Gottesdienste feiern und dazu aufrufen können, Gott mehr zu gehorchen als den Menschen.